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Während des 2. Weltkriegs wurde in
Graz, wie in vielen anderen Städten, die Errichtung eines O-Busnetzes
geplant. Ein O-Busnetz sollte das Straßenbahnnetz in Gegenden ergänzen,
wo bisher noch keine Straßenbahnstrecke gebaut wurde oder sich der Bau einer
Straßenbahnstrecke nicht rentiert hätte.
Realisiert wurde davon nur ein Torso, der schon den Grundstein für die
Stilllegung in den 60ern legte. Neben dem realisierten "Netz" waren
unter anderem O-Busstrecken geplant, die ihren Startpunkt beim Hauptbahnhof
haben sollten. Die dafür notwendige Wendeschleife des O-Busses hätte sich
innerhalb der noch existierenden Gleisschleife der Straßenbahn auf dem
Europaplatz befunden.
Die zwei in Graz betriebenen
O-Busstrecken ersetzten stark frequentierte Autobusstrecken und wurden zu einem
Zeitpunkt gebaut, als es entweder kein Geld für neue Straßenbahnstrecken bzw.
starken Materialmangel gab.
Bis auf ein paar Wandrosetten, zwei
Hallen der heutigen Autobusgarage in der Kärntner Straße und den nahezu
unveränderten Umkehrschleifen "Kapellenwirt" und "Straßgang" erinnert nichts mehr
an einen O-Busbetrieb in Graz.
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01.10.1941 |
Eröffnung
der zweispurigen Strecke Elisabethinergasse (Anschluss an die Straßenbahnlinie 3 nach Gösting
bzw. Krenngasse) -
Kapellenwirt - Straßgang
als Ersatz für die Buslinie B. Bei den Endhaltestellen und bei der
Station "Kapellenwirt" wurden Umkehrschleifen errichtet. Die Inbetriebnahme erfolgte mit sechs
O-Bussen.
Streckenlänge: 6,1km
Garage: nördlich der Pulverturmstraße in der Packer Landstraße
Fahrzeit der gesamten Strecke: 17 Minuten (!)
Intervall: 10 Minuten-Takt in der HVZ, ansonsten 20 Minuten-Takt.
Auf der Strecke gab es folgende Linien:
O1: Elisabethinergasse - Kapellenwirt (Verstärkungslinie)
O2: Elisabethinergasse - Straßgang
An Sonn- und Feiertagen,
sowie bei starkem Freizeitverkehr (Straßganger Bad) gab es einen
verstärkten Einsatz von Anhängern.
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1942 |
Ca, 1,5 Mio.
Personen wurden befördert. |
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1943 |
Ca, 2 Mio.
Personen wurden befördert. |
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19.01.1952 |
Eröffnung
der einspurigen Strecke Liebenau
(Anschluss an die Linie 4 nach Andritz) - Dörfla als Ersatz für die
Buslinie F. Bei den Endhaltestellen und bei der Station
"Thondorf" wurden Umkehrschleifen errichtet. Die Strecke
verfügte über eine längere Ausweiche in Engelsdorf.
Die Strecke verfügte über keine
Verbindung zur anderen Strecke und somit zur O-Busgarage. Daher mussten
die O-Busse jeden Tag vor Betriebsbeginn mit einem Schleppbus zur Strecke
und abends von dort zur Garage transportiert werden.
Streckenlänge: 5,2km
Steckenverlauf: Liebenauer Hauptstraße - Bundesstraße
Fahrzeit der gesamten Strecke: 18 Minuten
In unregelmäßigem Takt wurden pro Tag bis zu 44 Kurse angeboten. Eine
weitere Intervallverdichtung ließ die einspurige Strecke nicht zu.
Auf der Strecke gab es folgende Linien:
O3: Liebenau - Thondorf (Verstärkungslinie)
O4: Liebenau - Dörfla
In der HVZ erfolgte der Einsatz von
Anhängern.
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27.06.1957
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Verlängerung
der O-Buslinie Elisabethinergasse - Straßgang bis zum Griesplatz um den
Fahrgästen Anschluss an die Straßenbahnlinie 6 zu bieten.
Grund hierfür war die drei Tage zuvor erfolgte "vorläufige"
Stilllegung der Straßenbahnstrecke Griesplatz - Kalvariengürtel (Linie 3). Für die
Verlängerung wurde die Oberleitung der Straßenbahn abmontiert.
Die Verlängerungsstrecke hatte eine Länge
von 0,4km.
Das "Netz" erreichte damit seine
größte Ausdehnung. Zwar war die Verlängerung vom Griesplatz zum
Jakominiplatz schon beschlossen, jedoch wurde die Verlängerung, wie
andere O-Busprojekte (z. B. Umstellung der Buslinie L (heute: 60, Krenngasse -
Lustbühel) nicht realisiert.
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1960er
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Die
letzten Jahre des O-Busbetriebes waren durch starke Abnutzungserscheinungen
von Wagenpark und Oberleitung gekennzeichnet. |
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13.12.1964
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Letzter
Betriebstag der O-Buslinie Liebenau - Dörfla.
Neben dem gestiegenen Individualverkehr, der Eingleisigkeit der Strecke
und dem damaligen "Zeitgeist", war es der unwirtschaftliche
Transport der O-Busse zur Strecke vor und nach Betriebsbeginn, der zur Stilllegung der
Strecke beitrug.
Die O-Buslinie wurde durch die gleichnamige
Autobuslinie ersetzt. 1971 erhielt die Linie die Bezeichnung Q, 1977 die
Nummer 74 (Liebenau - Thondorf - Dörfla) bzw. 73 (Liebenau - Thondorf).
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26.08.1967
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Letzter
Betriebstag der O-Buslinie Griesplatz - Straßgang.
Der zunehmende "Autowahn"
verlangte auch der Stadt Graz seinen Tribut ab. Alle wichtigen nördlichen
und südlichen Einfahrtsstraßen der Stadt wurden dem Autoverkehr
"angepasst". Von diesen Ausbauten war auch die Kärntner
Straße betroffen. Folglich hätten die Masten der Oberleitung abgebaut
und versetzt werden müssen. Eine Investition, die sich die Stadt nicht
leisten konnte bzw. wollte.
Als (bisher) letztes österreichisches
"Opfer" solch autofreundlicher Politik ist der im Februar 2002
stillgelegte O-Busbetrieb in
Kapfenberg
zu beklagen.
Die O-Buslinie wurde durch die gleichnamige
Autobuslinie ersetzt. Die noch während des O-Busbetriebs geplante
Verlängerung der Strecke von Straßgang nach Seiersberg bzw. vom Gries-
zum Jakominiplatz wurde im "Omnibuszeitalter" realisiert. 1971
erhielt die Linie die Bezeichnung O, 1977 die Nummer 32.
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